Michaela Hampf

10.-22.9.2022

„Wollen wir uns heuer mal ein besonderes Boot gönnen?“ hieß es in einer der zahllosen Mails in der Planungsphase. Nachdem wir im letzten Jahr so gute Erfahrungen in der Normandie, dem Englischen Kanal und der nördlichen Bretagne gemacht hatten, wollten wirmit der Süd-Bretagne eine andere Ecke dieses spannenden Tidenreviers erkunden. Die Wahl fiel auf eine RM 1270, ein durchaus sportliches Boot aus der Region. Das Reisegebiet zwischen Les Sables d’Olonne und Brest ist das reinste Segelmekka. Unsere Seekarten und nautische Literatur wurden ergänzt, Törnberichte gewälzt und die Crewliste war von großer Dynamik geprägt. „Ja mach nur einen Plan“, dichtete schon Bert Brecht.

Freitag, 9.9.2022

Dann ging die Reise los nach Quiberon. Noch vor der Ankunft in Port-Haliguen erfuhren wir, dass nicht nur unsere RM „kaputt“ sei, sondern das Ersatzschiff auch nicht dort, sondern in La Trinité-sur-Mer lag. Statt der RM sollten wir eine Italia 46 bekommen. Auf den letzten Metern der 13-stündigen Bahn-und noch längeren Autoanreise wurde eilig umdisponiert, bevor sich Erhard, Judith und Michaela an Bord der MIRA treffen.

Samstag,10.9.2022

Auf dem Kartentisch liegt eine Checkliste, die wir schon mal selber abarbeiten. Die darauf folgende„Übergabe“ ist einfach spooky: Die zwei Jungs von Alternative Sailing sind neu und unfassbar planlos. Wie lautet die MMSI? „Brauchen Sie nicht“! Das Absperrventil fürs Gas? „Gelb in der Achterkabine“. (Tatsächlich ist es wie immer rot und in der Pantry). Feuerlöscher? „Sie sind ja in Küstennähe“. Stattdessen erklären sie uns umfassend die Fäkalientanks, von denen es an Bord allerdings keine gibt.Dass er uns die Pumpe und die Seeventile dabei nur anhand der vorderenToilette demonstriert („die hintere funktioniert genauso“), fällt uns zunächst gar nicht auf. Dutzende von Fehlinformationen, Ratespielchen und Anrufen beim Chef später kommt dieser schließlich höchstselbst an Bord.Jetzt sollen seine Jungs ihren Job lernen. Wir bekommen nur ein „Hören Sie meinem Vortrag zu. Stellen Sie keine Fragen!“ zu hören. Das Ankerspill muckst genau einmal, dann sagt es nichts mehr. Im Laufe des Nachmittagskommen dafür gut gelaunt Birgit, Ute und Gaby an Bord. Die drei Techniker von AS arbeiten noch bis 2100 im und auf dem Vorschiff, um den Motor der Ankerwinsch auszutauschen.

Sonntag,11.9.2022 (Von Trinité-sur-Mer nach Le Palais auf der Belle-Île)

Morgens ist es diesig, aber am Vormittag kommt die Sonne raus. Nach einer ausführlichen Sicherheitseinweisung fahren wir um 1320 endlich raus, vorbei an Muschelbänken und gigantischen Trimaranen. Es ist eine Stunde nach NW und der „Coef“ ist mit 102 relativ hoch. Eine Stunde später haben wir das Fahrwasser hinter uns und segeln bei leichtem Wind durch die Baie de Quiberon vorbei amLeuchtturm La Teignouse durch die gleichnamige Passage, an der sich die Bucht von Quiberon zur Biskaya öffnet.Die Gezeiten sind hier nicht so krass wie in der Nord-Bretagne und der Normandie. Hatten wir es in St. Malo noch mit bis zu 12m Tidenhub und um die Kanalinseln mit bis zu 8 kn Strom zu tun, ist zwar auch hier beides wichtig für die Planung, aber deutlich moderater. Auch hier rechnet man der Einfachheit halber mit dem Gezeitenkoeffizienten(Coef), der eine griffige Hausnummer von 20-120 für die Amplitude der Tide darstellt.Bei mittleren Nipptidenhub beträgt er per Definition 45, bei mittlerem Springtidenhub 95.

Der Sonntagnachmittag beschert uns einen wunderbaren Am-Wind-Schlag, bis der Wind dann leider einschläft. Judith entdeckt am Heck Algen am Wasserpass und ist sofort im Badeanzug, um sich dieses Problems anzunehmen. Sie wird angeleint, geht schwimmen und entfernt den Bewuchs. Wir nutzen die Gelegenheit, unser Bergesegel zu testen und winschen sie mit vereinten Kräften am Spifall wieder an Bord.

Der Wind hat inzwischen leider Feierabend gemacht und so motoren wir in den Hafen von Le Palais auf der Belle-Île. Unterhalb der Festung ist ein Mooringfeld. Mehrere Boote machen jeweils mit der Achterleine an einer Boje fest und vorne mit einer langen Bugleine an einer der Ketten an der Hafenmole. Im Zweifelsfall auch gerne im Päckchen. Auf diese Weise können deutlich mehr Yachten als Bojen im Hafen liegen und sind auch vor der kenternden Tide und dem regen Fährverkehr geschützt.Mit dem Dinghy und seinem 2,5 PS-Außenborder geht’s in zwei Touren zum Landgang und der Abend klingt aus mit einem großen Muschelessen im Marktlokal Poisson Rouge.

Montag, 12.9. 2022 (Von Le Palais nach Locmiquélic)

Nach dem Frühstück geht’s los nach Lorient – dort müssen wir ein Glas Honig abliefern. Die 46-Fuß Italia war zwar nicht unsere erste Wahl, segelt sich aber wirklich gut. Sonne und Wind verwöhnen uns mit 4-5 Bft. aus Südost. Mit fast 10 kn FüG sind wir so früh vor Lorient, dass wir noch ein paar MOB-Manöver einschieben. Bei fast 20 kn Wind kann doch ganz schön viel schief gehen. Die Klopumpe achtern ist undicht und wir müssen das Bad stillegen, bzw. als Stauraum nutzen. Zwischendurch weist uns noch ein mysteriöses Motorboot auf Schießübungen hin und wir nehmen eine Umleitung, bevor wir bei leichtem Regen vorbei an der Zitadelle und verschiedenen Bunkern nach Lorient laufen. Hier gibt es mehrere Häfen, die alle mehr oder weniger im Zeichen des internationalen Regattazirkus der Défi Azimut stehen. Gaaanz langsam fahren wir an La Base, dem riesigen U-Boot-Bunker und einem guten Dutzend IMOCAs und Trimaranen vorbei. Abends machen wir dann dank telefonischer Reservierung an einem der letzten Gastliegeplätze in Locmiquélic fest.

Dienstag, 13.9.2022 (Von Locmiquélic nach Port-la-Forêt)

Morgens ist zunächst kein Wind, aber wir nutzen die Zeit für kleinere Reparaturen und wichtige Telefonate. Um kurz nach 12 können wir los und die Sonne kommt auch dazu. Vorbei an der Ile de Groix begegnen wir dem einen oder anderen IMOCA. Der raume Wind frischt bis auf 20 kn auf. Vor den Iles de Glénan halsen wir und segeln dann nach Concarneau bis vor die Festung. Kaum fest an der Außenmole erfahren wir, dass wir hier nicht bleiben können, der Hafen sei voll. Also die Leinen wieder los, wir gehen ins benachbarte Port-La-Forêt. Auch hier ist ein Hauptquartier der internationalen Segelindustrie: Rennställe, Bootsbauer, Segelmacher und überall mehr oder weniger regattaklare Tris, Imocas und Minis. Hier und auf den Iles de Glénan gibt es auch die international renommierte Segelschule„Les Glénans“, bei der sämtliche Vendée Globe-Gewinner seit 2000 ihr Handwerk gelernt haben. Außer Stielaugen am Steg haben wir allerdings wegen unserer späten Ankunft nur wenig von diesem Hafen, der zwar 1100 Liegeplätze hat, aber nur an zwei Stellen tief ist. Mit unserem Tiefgang müssen wir ganz außen am ersten Steg bleiben. Der Supermarkt ist zu, der Hafenmeister mit den Duschkarten weg – wird uns dafür aber am nächsten Tag dennoch stolze 54€ Liegegeld abknöpfen.

Mittwoch,14.9.2022 (Von Port-la-Forêt nach Loctudy)

Bei Nebel und Flaute verlassen wir den Hafen und gehen in der Baie-de-la Forêt an eine Mooring. Nach dem Frühstück klart es auf, wir setzen das Groß und wir nutzen die vollen 6 kn Wind um nach Loctudy zu kreuzen. Wie fast jeden Tag bringt die Thermik gegen Mittag freundlicheren Wind und wir werfen noch ein paar Mal unsere Boje über Bord. Bei nur 10 kn laufen die Manöver schon viel besser, aber das kann man sich ja im Zweifelsfall nicht aussuchen. In der Abendsonne finden wir im hübschen Fischereihafen Loctudy einen guten Liegeplatz, gleich neben der kleinen Fähre zur Ile Tudy.

Donnerstag, 15.9. 2022 (Von Loctudy nach Locmiquélic)

Für heute ist frischer Nordwind angesagt und wir planen einen Schlag zur Belle-Île. Nach wie vor haben wir Stromprobleme und zudem ist über Nacht ein Kühlschrank ausgefallen. Mehrere Telefonate mit Alternative Sailing, dem Vercharterer, ergeben eine vage Zusage, dass man sich am Freitag kümmern will. Kurz hinter der Ile-aux-Moutons herrscht umlaufender Schwachwind. Die flachen Inseln im Archipel von Glénan sehen interessant karibisch aus und wir überlegen kurz, zu ankern. Der Coef. für Penfret wäre heute 77, ab 80 wird die Ansteuerung des Bojenfelds südlich der Insel St. Nicolas mit Kielyachten nicht mehr empfohlen. Außerdem ist es schon relativ spät und der Wind dreht auf NE und so geht es mit ganz schwachem, raumen Wind weiter – langsam genug, um schwimmen zu gehen. Begleitet werden wir von einer Schule Delfine, die am Heck ihre Faxen machen und lange bei uns bleiben. Eine andere Gruppe verfolgt einen fischenden Kutter und scheint reiche Beute zu machen.

Als der Wind am Nachmittag wieder auffrischt und über NW auf N dreht, suchen wir das Spinnaker-Geschirr zusammen. Allerdings sind wir nördlich der Ilede Groix schon wieder bei 20kn Wind auf einem Am-Wind-Kurs, noch bevor das Segel an Deck ist. Abends um neunmachen wir wieder in Locmiquélicfest. Es gibtMoules und bretonische Fischsuppe.

Freitag, 16.9.2022 (Segeln vor Lorient)

Ganz Lorient ist im Regattafieber. Ulis Anreise, Utes Abreise und die touristischen Interessen müssen organisiert werden. Judith klemmt sich ans Telefon und handelt mit dem Stadthafen aus, dass wir dort zwei Nächte bleiben können. Kurz vor 12 Uhr segeln wir zusammen mit einer großen Flotte von Regattaseglern raus, fahren ein paar Wenden vor der Ile de Groix und warten auf den Start. Der Versuch, hinter der Luvtonne beizuliegen, scheitert – das durchgelattete Groß erzeugt einfach zu viel Vortrieb. Nachmittags setzt die Thermik ein und beschert uns einen kurzen, aber feinen Segelnachmittag.

Wie mit dem Hafenmeister verabredet, sind wir um 1730 im Stadthafen und bekommen eine Box zugewiesen. Für 25€ liegen wir mitten in der Stadt am Steg, mit Gratis-Leihfahrrädern und besten sanitären Anlagen-Sauna, Waschmaschine und Beschallung mit französischen Hits der Achtziger und Neunziger Jahre inklusive.

Samstag,17.9.2022 (Landgang in Lorient)

Hafentag: Ute verlässt uns heute leider schon wieder, dafür kommt mittags Uli an Bord, der schon im Urlaubsmodus angekommen ist. Erhard, Gaby und Michaela treffen sich zum Einkauf in der beeindruckenden Markthalle. Am Nachmittag versammeln wir uns alle in der Cité de la voile Eric Tabarly, um den Racern einen Besuch am Steg abzustatten. In der Nacht und bis in den Vormittag sind die 24 Einhandsegler*innen und die 4 Imocas mit Crew in der 48H Azimut Solo und Ocean Race über die Ziellinie und in den Hafen gekommen. ( 1. 11th Hour/Enright, 2. Guyot/Dutreux und Stanjek, 3. Malizia/Herrmann. 48h Azimut Solo: Apivia/Dalin, Linkedout/Ruyant, Charal/Beyou.) Nachdem sie zwischen 39 und 54 Stunden über die Biskaya geheizt sind, ziehen sich die Seglerinnen und Segler verständlicherweise schnell zurück und auch wir verholen uns zum Bouillabaisse-Essen auf die Mira.

Sonntag, 18.9. 2022 (Von Lorient nach Sauzon)

Nach einem Zwischenstop in Locmiquélic, um Wasser zu bunkern und einen Rutscher am Großsegel zu reparieren sind wir um kurz vor 11 Uhr vor dem Bunker von La Base, von wo aus die IMOCAs zur letzten Wettfahrt der Azimut, Rund Ile de Groix, auslaufen. Wir lassen uns überholen und folgen ihnen dann ins Startgebiet. Leider ist wirklich wenig Wind und alle dümpeln vor sich hin. Gegen 13 Uhr können sie dann endlich starten – gegen den Uhrzeigersinn um die Insel. Wir wenden und gehen wieder auf SE-Kurs. Während wir mit 2kn Fahrt innen die Länge der Insel abgesegelt haben, haben die Racer sie außen umrundet und wir können an der SE-Ecke der Insel den Zieleinlauf beobachten. Als wir aus der Abdeckung der Insel sind, setzen wir bei 7kn Wind Kurs auf die Belle-Île ab. Der Wind dreht zwischenzeitlich auf SSW, ist aber so schwach, dass wir für die 22 sm bis zur Insel bis nach Sonnenuntergang brauchen. Um 21 Uhr machen wir an einer Mooring vor Sauzon im Norden fest – und Uli hat die Ratatouille mit Couscous schon fertig. Im Laufe des Abends dreht der Wind dann doch wieder auf NE und nimmt erheblich zu. In der Dunkelheit tanzen ein halbes Dutzend Boote heftig an den Moorings. Die Bucht war eigentlich für Südwind gedacht. Wir stecken doppelte Leinen und gehen ab Mitternacht „Ankerwache“. In der Nacht frischt der Wind bis 17kn (Böe 22) auf.

Montag,19.9. 2022 (Von Sauzon in die Nacht)

Morgens hat es nur noch 13kn aus NE und strahlende Sonne. Schade, dass wir uns Sauzon nicht ansehen können, aber bei dieser auflandigen Welle erscheint es nicht sicher, das Dinghy auszubringen. Nach einem reichhaltigen „Low-Carb-Frühstück“ (das Brot ist alle) machen wir los, um zum Einkaufen nach Port Haliguen am Festland zu segeln. Hier ist auch die Basis unseres Vercharterers – inzwischen hakt es auch beim zweiten Klo –aber eigentlich möchten wir nur Landstrom, Lebensmittel einkaufen und dann einen schönen langen Schlag nach Süden segeln. Am frühen Nachmittag gehen wir am Wind durch die Passage de la Teignouse in die Baie de Quiberon hinein und machen in der großen, neuen Marina fest. Beim Landgang finden wir am Nachmittag dann auch unsere Crewshirts – bretonische Streifenshirts, die “Marinières” – und dazu absolut authentisch von einer großen französischen Sportartikel-Kette, die hier preisgünstig ganze Capitainerien ausrüstet. Nach diesem Schnäppchen verstauen wir die Einkäufe und machen uns klar zum Nachtschlag. In der noch wärmenden Abendsonne segeln wir los und klarieren weiter unser Spigeschirr. Als er dann aus dem Sack kommt, stellt er sich als Blister heraus. Wir experimentieren trotzdem mit dem Spibaum und für eine gute Stunde bringt er uns wirklich schnell voran. Vor Einbruch der Dunkelheit gibt es noch Pasta und Salat und ab 22 Uhr steigen wir ins Wachsystem ein. Birgit und Erhard beginnen, Michaela navigiert noch zwischen Fischereigebieten und Windparks durch und bei sternklarem Himmel laufen wir mit bis zu 9 kn durch die Nacht. Die zweite Wache, Gaby und Uli hat bei ihrer Querung des FW nach St. Nazaire schon gute 20 kn Wind.

Dienstag, 20.09.2022 (Durch die Nacht nach Saint-Martin-de-Ré)

Judith und Michaela passieren zwischen 0200 und 0400 die Ile d’Yeu, bevor um 0400 Birgit und Erhard wieder übernehmen. Gaby und Uli fahren danach bis in den Sonnenaufgang und Judith und Michaela segeln die Mira bis vor die Haustür der Ile de Ré. Allerdings waren wir ganz schön schnell. Um 1005 Uhr, also drei Stunden nach NW sind wir schon an der Nordtonne, bei der das flache Fahrwasser beginnt. HW in Saint-Martin-de-Réist um 1413, der Hafen ist “accessible à mi-marèe”, zur halben Tide also – wir müssen noch ein bisschen bummeln, um nicht festzukommen. Das kriegen wir hin und fahren dann in Schleichfahrt vorbei an einem Nassbagger in die Hafeneinfahrt und machen um 1100 fest am Warteponton.

Gleich der erste Landgang führt zu einem großen, windgeschützen Feigenbaum, in dem in Lee der Festungsmauer zahllose Vögel singen. Über Funk erfahren wir, dass die Capitainerie die Brücke öffnet und um 1300 sind wir fest im Innenhafen, neben einer englischen Alu-Langfahrtyacht. Wir feiern den schönen Schlag mit einem Gläschen Crémant, bevor es mit Fahrrädern und zu Fuß auf Landgang geht. In der großen Markthalle sind die Fischstände schon zu, aber Aperol am Hafen gibt es noch und mit Leih-und Klapprädern werden die vielen Salinen, Austernzuchten und der Ort Ars erkundet.

Mit ihren Stränden, Boutiquen und nicht zuletzt der Brücke zum Festland scheint die Ile de Ré eine Spielwiese der Reichen und Schönen von La Rochelle zu sein, aber im Inselinneren sehen wir, dass die Insel auch mal eine arme Gegend war, in der man von Fischerei, Muschelzucht und Weinbau lebte. Wir sehen zahlreiche „Schlicklöcher“, kleine trockenfallende Häfen, windgegerbte Ecken und alte Katen mit Stockrosen an den Mauern.

Mittwoch, 21.9.2022 (Von Saint-Martin durch die Nacht nach Le Palais)

Vor der einzigen Brückenöffnung des Tages um 1230 gehen Judith und Michaela noch in die Markthalle. Die beiden Fischhändler sind stolz auf ihre lokale Austernproduktion, sehr auskunftsfreudig und lassen uns gerne probieren. Es gibt zwei verschiedene Sorten Austern, dazu Queue de Lotte, Seeteufel. Auf Eis in einer Styroporkiste wird die Beute an Bord geschafft, wir machen uns klar und manövrieren uns wenig später nach Absprache mit den Nachbarn aus dem engen Innenhafenbecken heraus. Für die nächsten zwei Tage ist NE 3-4 angesagt – ein Fenster, das wir nutzen wollen. Noch mal vorbei an Bagger, Festung und Stränden, auf Halbwind-, dann Am-Wind-Kurs. Ab 1300 sind wir im freien Wasser und segeln bei strahlender Sonne und NE 4-5 auf Raumschotskurs vorbei am Phare des Baleines, dem Leuchtturm der Wale – was für eine Party! Zu den zwei Dutzend Austern mit Salat und Brot, die wir am Nachmittag verspeisen, gibt es allerdings Wasser – wir passieren eben erst Les Sables-d’Olonne und haben ja noch was vor. Ab 2200 steigen wir wieder in unseren bewährten Wachrhythmus ein.

Donnerstag, 22.9.2022 (Von Le Palais nach Trinité-sur-mer)

Die Nacht ist ruhig und gegen 0400 geht eine riesige orange Mondsichel am Horizont auf. Gegen 0500 haben wir den LT Kerdonis Bb querab, die südöstliche Ecke der Belle-Île. Morgens um halb sieben machen wir neben einem Traditionssegler an der Mooring in Le Palais fest. Eine Mütze Schlaf, dann per Dinghy zu einem letzten Landgang auf der Insel. Schnell noch die wehrhafte Vauban-Zitadelle besichtigt, eine kleine Fahrradtour nach Sauzon, um sich das Ganze von Land aus anzusehen und die Powerbanks geladen. Um 1500 sind wir klar zum Ablegen und nehmen mangels Wind zunächst unter Motor Kurs auf La Trinité-sur-Mer. Kaum ist der LT La Teignouse gerundet, frischt der Wind auf und beschert uns zum Abschied noch einen schönen Am-Wind-Schlag in den Heimathafen der Mira.

Fazit: „Ein super Revier, wir kommen wieder!“ (Michaela). Erlebnis-und Genussreich! Anstrengend und schön!“ (Birgit).

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